Hildesheimer Theaterpreis 2023 im 10. Förderwettbewerb der BürgerStiftung Hildesheim für Freie Theater verliehen.

Seit der Spielzeit 2011/12 verleiht die Bürgerstiftung jährlich den Hildesheimer Theaterpreis im Rahmen ihres Förderwettbewerbs der Freien Theater – und zwar einschließlich einer Pandemie-bedingt besonderen Vergabe im Rahmen der 9. Ausschreibung durch die Einrichtung eines gut ausgestatteten Theaterfonds – in diesem Jahr zum 10. Mal.

Ziel des Förderwettbewerbs ist die Anerkennung und Stärkung der Arbeit der Kulturschaffenden im Bereich Freier Theater und ihre außerordentliche Bedeutung für die Theaterkultur im Raum Hildesheim sichtbar zu machen.

Wir fördern die herausragende und durch Studienangebote der Stiftung Universität Hildesheim besonders etablierte Freie Theaterkultur in Stadt und Region Hildesheim gerne und nachhaltig und genau das wollten wir auch wieder durch die Preisverleihung am 3. Juli 2023 tun.

Die Bürgerstiftung hatte zur Preisverleihung traditionell in das Theaterhaus Hildesheim im Langen Garten, ein Mittelpunkt Freier Theater, eingeladen und konnte dort zahlreiche Gäste begrüßen. In ihrem in Vertretung des Oberbürgermeisters und Kulturdezernenten der Stadt Hildesheim Dr. Meyer gehaltenen Grußwort dankte Frau Bürgermeisterin Beate König der Stiftung für ihr dem Wohl der Stadt dienendes, nachhaltiges Engagement durch die Förderung einer lebendigen Theaterkultur.

Dem stimmten die Geschäftsführerin des Landesverbandes Freier Theater in Hannover Frau Martina von Bargen ebenso wie die Künstlerische Leiterin im Theaterhaus Hildesheim Frau Anika Kind zu und hoben die vielfältigen, gelungenen Beiträge der Kulturschaffenden in der Freien Theaterszene hervor. Mit ihrer Teilnahme unterstrich die Vorsitzende des Kulturausschusses der Stadt Frau Rosa Wagner-Kröger die Bedeutung der von der Stiftung ausgezeichneten Theaterarbeit in Hildesheim.

In den vier Kategorien – Klassenspiel, Newcomer, Kinder- und Jugendtheater und Professionals – konnten fünf Theatergruppen ausgezeichnet und insgesamt ein Preisgeld in Höhe von 8.500 € vergeben werden.

Die Jury setzte sich zusammen aus Julia Kerk, Wiss. Mitarbeiterin am Institut für Medien, Theater und Populäre Kultur Abt. Theater der Stiftung Universität Hildesheim, Anika Kind, Künstlerische Leitung im Theaterhaus Hildesheim und dem Vorstand der Stiftung mit Reinald Bever, Bernd Cast und Marcus Meyer.

Alle 12 Bewerbungen sind nominiert worden und hätten Preisträger werden können. Nuancen, feine Gewichtungen gaben somit den Ausschlag für folgende in diesem Jahr ausgezeichnete Aufführungen:

(1) Freie Waldorfschule 8. KlasseSonderpreis Klassenspiel

CASPAR HAUSER

In die bekannte Rahmengeschichte des Lebens von Caspar Hauser wurde das wieder Zusammenbringen nach der Pandemie, Flüchtlingspolitik und Vorurteile in der Gesellschaft eingebunden. Geeignet ab 10 Jahren. Ort: Aula der Schule. 4 Aufführungen (Feb. 2023).

(2) Theaterkollektiv TittenbonusNewcomerinnen

SUGARBABES

Themenfelder: Verhältnis zwischen Sugarbabes und Sugardaddys. Feminismus, Postkolonialismus und verschiedene Diskriminierungsformen in unserer Gesellschaft. In verschiedene Szenen war das Publikum eingeladen, selbst aktiv zu werden. Im Stück gibt es ein sogenanntes patriarchales Bonuspunktesystem. Präsentiert werden Rechercheergebnisse in Form von Monologen, erarbeiteten Choreografien, improvisiertem Tanz und einem partizipativen “Sugardaddybingo“. Charakteristisches Requisit in diesem Stück sind die vielen Kirschen. Auf auditiver Ebene griffen die Akteure auf viele Songs mit Ohrwurmpotential zurück.

(3) Karo Acht– Kinder- u. Jugendtheater                                                

KREIS DREIECKE QUADRAT

Hauptrolle des Stückes: Kreis Dreiecke Quadrat – ein Objekttheater mit einfachen geometrischen Formen in unterschiedlicher Größe, die bei entsprechendem Einsatz und Bewegung mit wenig Worten und bei zurückhaltendem Bühnenbild breite Wirkung erzielen.  Trotz geringerer Sprechanteile wird doch viel ausgesagt, viel Spannung, viel Atmosphäre nehmen den Besucher mit auf eine Entdeckungsreise, die schon für Kinder ab 2 Jahren geeignet und mit rd. 40 Min. nicht zu lang ist. Die verständliche Bildsprache hält Klein und Groß in Spannung. Unterstützt wird die Aufführung von atmosphärischer live-Musik auf der Kalimba (afrikanisches Daumenklavier) – mit Gesang und ein KREIS wird auch mal als Trommel genutzt.

Eine experimentelle Theaterarbeit mit sensiblem Umgang bei der Heranführung der Jüngsten an das Theater und zu Assoziationen bei der Sicht auf Dinge, die auch für die Kleinen zu elementaren Erlebnissen ihres Umfeldes gehören. Dazu wird ein theaterpädagogisches Begleitprogramm angeboten.

(4) Theater Persephone – Kinder- u. Jugendtheater

WIE MAN TODSICHER IN DEN HIMMEL KOMMT

Märchen und Geschichten mit Livemusik. Kindertheaterstück für Menschen ab 10 Jahren. Alle sitzen in einem Dreiviertelkreis auf Augenhohe auf der Bühne und das Publikum hat die Möglichkeit, sich (freiwillig) in die Erzählungen einzubringen. Im Fokus der Arbeit steht der direkte Kontakt zum Publikum. Die Musikerin Carolin Pook unterstützt die Erzählenden durch ihren gleichermaßen virtuosen wie originellen Umgang mit ihrer Geige und erzählt so mit ihrem Instrument auch mit.

(5) Theatergruppe Hanni & Anni – Professionals

ALL THE MOVES WE MAKE IN THE DARK  

Die ehemaligen Hildesheimer Kulturwissenschaft-Studentinnen Hanna Brown & Anne Küper ließen es sich trotz längerer Anreise nicht nehmen, bei der Preisverleihung dabei zu sein. Ihre Produktion hatte in den Landungsbrücken Frankfurt am 01.09.2022 Premiere und wurde am 26., 27. und 28.01.2023 im Theaterhaus Hildesheim gezeigt.

„the moves we make in the dark“ beschäftigt sich mit der Unsichtbarkeit nicht cis-männlicher Technikerinnen und Techniker im Theater.

Zentrales Element: Kabel  – zum einen für die sichere (und zumeist versteckte) Verbindung und Elektrifizierung von Schweinwerfern, Lautsprechern und weiteren Maschinen verantwortlich; zum anderen provozieren die Kabel in der Inszenierung immer wieder Widerstände, entwickeln ein Eigenleben, indem sie sich verknoten, fallen, der Kontrolle entziehen. Auf auch humoristische Weise unterbrechen sie den reibungslosen Ablauf der Theatermaschine.

Vor der Preisverleihung und einem “lockeren” Gespräch mit den anwesenden Akteuren gaben kurze Trailer/Videos einen guten Einblick in die jeweilige Theaterproduktion.

Hier noch Eindrücke von einer Preisverleihung mit gut gelaunten Preisträgerinnen und Preisträgern:

Hildesheimer Allgemeine Zeitung – Ausgabe 05.07.2023, S. 24 –